Gastkommentare

Robert Freund

 

Der Maler und Zeichner Robert Freund ist ein Geschichtenerfinder im weiten Feld der aktuellen figurativen Malerei. Kunsthistorische Referenzen gibt es, etwa zur kühlen Distanziertheit des Briten Edward Burra (1905 – 1976) aber auch zu den Doppeldeutigkeiten bei Hieronymus Bosch und zur Sozialkritik, dem Widerständigen der deutschen „Neuen Sachlichkeit“, zu Otto Dix und George Grosz.

Robert Freund kennt die Kunstgeschichte seit Beginn der Höhlenmalerei bis heute. Nur der historische, zeitliche Kontext daran interessiert ihn nicht. Freund lässt sich in seinem eigenen Schaffen lustvoll aus der Zeit fallen.
Die Geschichten, die Robert Freund erzählt sind nie linear, haben auch kein Ende. Nicht in einem literarischen Sinn werden hier Erzählungen gemacht. Freund nützt die Chance der Gleichzeitigkeit des Bildes. Seine Bilder sind deshalb auch nie illustrativ, aber immer geheimnisvoll und rätselhaft. Es geht ums Ganze, um die bleibenden Grundkonstanten der menschlichen Existenz.
Als Maler schöpft Freund aus allen Möglichkeiten des Mediums. In Schichten aufgetragen, von pastosem Farbauftrag bis zu feiner Pinselführung. Von abstrakten Bildgründen zu grafischer Detailtreue.
Das alles sieht man nicht auf den ersten Blick, Freunds Bilder brauchen Zeit. Das gilt für den Schaffensprozess des Künstlers, wie für die Rezeption der Betrachter und Betrachterinnen.

Dr. Günther Moschig, Kunsthistoriker und Ausstellungskurator, Jänner 2017

 

Die verschlüsselten Nachrichten des Robert Freund

 

Die Arbeiten von Robert Freund sind nicht für den schnellen Blick geeignet. Sie eröffnen sich einem erst nach langem Hineinsenken in eine verwirrend ratlose und beunruhigende Welt voll von Zitaten und Anspielungen. Seine Bilder entstehen instinktiv im Laufe des Zeichnungs- oder Malprozesses ohne genau geplante Thematik und vorbereitende Skizzen. Sie tauchen aus der Außenwelt auf und bedrängen ihn während des Schaffensprozesses. Damit trifft er den Kern der Kunst, da diese noch nicht definierte, unerklärbare Zustände sichtbar macht und Ereignisse vorwegnimmt. Leon Battista Alberti stellte schon 1435/36 in seinem Traktat De Pictura fest, dass durch die Durchdringung der Wirklichkeit das Ungreifbare erfahren und sichtbar gemacht werden soll.

Die Isoliertheit von autistischen Führungsfiguren, denen wir tagtäglich ausgesetzt sind, schildert sein Ikarus, der sich lieber einem sinnlosen Spiel, als der Konfrontation mit der Realität widmet. Die Seeräuber Jenny ist nicht nur ein Zitat der Dreigroschenoper von Bertold Brecht, sondern auch beeinflusst vom Klezmer Song Die grine Kuzine von Abe Schwartz und steht stellvertretend für die aus Kränkungen hervorgerufene Gewalttätigkeiten. Nur sind in der Welt seiner Protagonisten die Mitmenschen schon seit langem verschwunden.

Robert Freund ist ein hervorragender Zeichner, wie The restless Spirit of John Ruskin zeigt. Meist werden in seinen Zeichnungen durch die Gegenüberstellung verschiedener Stilelemente Spannungen aufgebaut. So vereint er realistische Darstellungen mit typographischen Elementen (Mahagonny, The Seed of Lie), oder stellt einen utopischen Hintergrund eines Rousseau’schen horror vacui der statisch – flächigen Figur des Kindes und den wunderbar in sich ruhenden Tierzeichnungen gegenüber (The Bearer).

Robert Freund geht seit Jahren beständig und von niemandem beeinflussbar den Weg durch seinen Kosmos. Und so geben seine Bilder mehr Rätsel auf, als dass sie Erklärungen anbieten und bilden dadurch Projektionsflächen für Tagträume und zahllose Interpretationsmöglichkeiten.

Dr. Monika Knofler, Kunsthistorikerin, ehem. Direktorin des Kupferstichkabinetts der Akademie der bildenden Künste Wien

 

Die fliegenden Bildwelten in den Arbeiten von Robert Freund künden von einem spielerischen Umgang mit Gravitation. Alles Sein ist fließend und unaufhaltbar. Ganz gleich, ob diese Werke den Titel „Triebwerkschaden“ haben: Eine Garantie für Ganzheit geben diese montierten Bildwelten nicht ab. Das Spiel mit Farbe und Form wird hier zur Perfektion gebracht, nämlich in dem Maße, wie der Respekt bezüglich einer in sich funktionierenden heilen Welt zugunsten einer Detailbesessenheit abgeschafft wird.

Dr. Tayfun Belgin, Direktor des Osthaus Museum, Hagen

 

Ich habe Robert Freund als sehr talentierten und vielseitigen jungen Künstler kennengelernt. Mit seinen teils surrealen Tusche-Bister Zeichnungen war er bereits mehrmals für den Walter Koschatzky Kunst-Preis nominiert. Im Jahr 2006 habe ich auch einige seiner eindrucksvollen graphischen Arbeiten für  die Ausstellung Zur österreichischen Seele in der Festung Kufstein ausgewählt.

Dr. Gabriela Koschatzky-Elias, Kulturpublizistin, Büro Kammerschauspielerin Andrea Jonasson, Vorstand Stiftung Erwin Ringel Institut

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