Robert Freund: Altar der enttäuschten Erwartungen

Robert Freund: Altar der enttäuschten Erwartungen


Streit der Eliten (Ausschnitt), 50 x 70 cm, Tusche auf Papier, 2020, © Robert Freund

Robert Freund: Altar der enttäuschten Erwartungen

Ausstellungseröffnung: Freitag, 9. September 2022, 19 Uhr
Dauer: bis 25. September jeweils am Samstag, 17 und 24. September von 12- 16 Uhr sowie nach Vereinbarung

hoast
Große Sperlgasse 25
1020 Wien
www.hoast.net

hoast ist ein artist-run space von Wolfgang Obermair und Ekaterina Shapiro-Obermair

… eine Installation mit dem Titel „Altar der enttäuschten Erwartungen“.
Global agierende Riesenkonzerne wie Shell, die Mudanjiang City Farm im Nordosten
Chinas mit 100000 Milchkühen und Nestle stehen hier im Zentrum eines kritischen
Hinterfragens. Wenn Freund auch hier, wie generell in seiner Arbeit Fragen wichtiger
sind als Antworten, geht es hier doch auch um Einschätzung. Das ist auch ein
Angebot an uns als Betracher*innen. Freund übt Kritik an Kapitalismus und
Neoliberalismus.
Dass diese nicht vordergründig und platt daherkommt ist eine Qualität seiner Kunst.
„Ärger im Paradies“ heißt ein Buch des Laibacher Philosophen Slavoj Zizek. Dass es
nicht nur wegen der aktuellen Krisen ungemütlicher geworden ist, ist auch Robert
Freund bewusst.
Die andere Qualität seiner Kunst ist das Malen selbst. In lasierenden Schichten
aufgetragen lässt er seine Geschichten auf der Leinwand entstehen, ist offen für das
was passieren wird. Es hilft ihm dabei sein breites Wissen über die Geschichte der
Malerei, die Kenntnis derer ikonografischer Vorgaben und wohl auch seine
Phantasie, seine Neigung zum Phantastischen, ja und natürlich seine Begabung.
Dass er mit seiner Malerei dabei die Wirklichkeit verrät ist fies. Fies deshalb, weil er
die Betrachter*innen herausfordert, ob sie wollen oder nicht. Robert Freund bleibt
aber auch der Geschichtenerzähler. In inszenierten, gerne großformatigen
Bildräumen eröffnet er für sich wie für die Betrachter *innen assoziative Geschichten
zum Weiterdenken. Die oft rätselhaften Hintergründe dieser neuen Realitäten
interessieren ihn dabei mehr als die reale Dingwelt. Die Geschichten sind auch nie
linear. Hier wird nicht in einem literarischen Sinn erzählt. Als Maler nützt Freund die
Chance der Gleichzeitigkeit des Bildes. Kunsthistorische Laden lassen sich im
„Magische Realismus“ und in der „Neuen Sachlichkeit“ finden. Aber das ist eigentlich
egal.
Wichtig ist, dass das Referenznetz des Malers ein so dichtes wie komplexes ist.
Robert Freund schöpft vor allem aus der Popkultur, aus Film, Philosophie und Musik.
Dahingehend in den 1990er Jahren als Student sozialisiert sind das bis heute
nachwirkend der Post-Rock der britischen Band „Radiohead“ und dessen
epochemachendem Meisterwerk „OK. Computer“ von 1997. Radiohead vertonen ihr
Interesse für surreale Kunst und Science Fiction, ihre Kapitalismuskritik, sangen von
Entfremdung und Identitätsängsten, erkennen die Bewusstseinskontrolle der
Massenmedien. Sie haben sich aber auch konsequent gegen die Mechanismen des
Marktes gestellt und darauf hingewiesen wie die Globalisierung das Individuum zum
ökonomischen Objekt degradiert.
“Fitter happier
More productive
Comfortable
Not drinking too much
Regular exercise at the gym (3 days a week).” Heißt es in“Fitter happier“ aus dem
oben erwähnten Album.

Das treibt auch Robert Freund. Seine Strategie dagegen ist Langsamkeit und
Sorgfalt. Die Bilder Robert Freunds – die Zeichnungen wie die Gemälde – sind voller
ikonografischer Geheimnisse und brauchen deshalb Zeit. Das gilt für den
Schaffensprozess des Künstlers wie für die Rezeption der Betrachterinnen und
Betrachter. Was zu erkennen ist, und ich beobachte Freunds Arbeit nun doch schon
einige Jahre ist ein Rückzug greller, poppiger Farben der Akademiejahre zugunsten
eines zurückhaltenden Kolorits. Das und eine gelebte Zeitgenossenschaft hinter die
Dinge zu schauen -… – ist auch seine grundsätzliche künstlerische Haltung, die, so
kann man schon jetzt mit Sicherheit sagen, sein Werk in die Zukunft weitertragen
wird. Wir dürfen gespannt sein was da noch kommen wird. Denn: „Wer die
Möglichkeit kennt, dem wird die Wirklichkeit niemals genügen.“ (Robert Musil.)

Text: Günther Moschig, August 2022

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